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Wird München zur Sponge City?

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Wird München zur Sponge City?

Weniger Müll, Rohstoffe wiederverwenden, sauberes Wasser, klimaresiliente Städte. Die Umweltthemen werden immer komplexer. Das zeigt auch die Rekordteilnahme bei der IFAT Munich. Als eine der größten Umwelttechnologiemessen der Welt werden bis 3. Juni 2022 fünf Tage lang rund 2.900 Aussteller aus mehr als 50 Ländern erwartet. Eine Lösung und ein Thema bei den Umwelttechnologien der Zukunft ist das Konzept der Sponge City (‚Schwamm-Stadt‘).

München hat bis dato noch als ‚Schwammstadt‘ experimentiert. Vorreiter-Städte sind Wien und Kopenhagen.

Konzepte gegen Wetter-Kapriolen braucht auch München

Die Schwammstadt gilt unter Experten als eine der besten Anpassungsstrategien an die ständigen verheerenden Wetter-Kapriolen. Bei Sponge Cities (Schwammstadt) steht die stadtplanerische Idee, möglichst viel Regenwasser durch urbane Grünzonen, Feuchtgebiete, Wasser- und Überflutungsflächen sowie Multifunktions-Speicherräume aufzunehmen, statt es sofort und direkt in Kanäle und Vorfluter abzuleiten. Im Idealfall gelingt es dadurch, nicht nur die Folgen von Unwettern abzudämpfen, sondern Regenwasser für nachfolgende Trockenzeiten zu speichern. Mit dem kostbaren Nass lassen sich dann Bäume und Grünflächen am Leben erhalten, die zusammen mit begrünten Dächern und Fassaden zur Kühlung und Luftverbesserung der Stadt beitragen.

Wasserbewusste Städte – ein Kernthema der IFAT Munich 2022. Hier ein unterirdisches Wasser-Rohrleitugnssytem

Kopenhagen und Wien längst europäische Pioniere

Nach asiatischen Vorreitern, wie Singapur, gibt es mittlerweile auch etliche europäische Städte, die ambitionierte Schwammstadt-Projekte vorweisen können. Als Pioniere gelten hier Kopenhagen und Wien. In der dänischen Hauptstadt wird bereits seit dem Jahr 2014 eine entsprechende Wasserbewirtschaftung umgesetzt. Dazu gehört zum Beispiel ein Netzwerk aus unterirdischen Entlastungstunneln oder die Bewässerung von Stadtgrün mit Wasser aus zentral gelegenen Kläranlagen.

In der österreichischen Hauptstadt Wien entsteht auf dem ehemaligen Flugfeld Aspern ein neuer Stadtteil namens Seestadt. Zu den hier realisierten wasserbewussten Maßnahmen zählen unter anderem großzügige, zusammenhängend gestaltete Wurzelräume, die Niederschlagswasser speichern und über lange Zeiten an die Stadtbäume abgeben. Außerdem agieren in die Baumgruben integrierte und mit streusalzresistenten Stauden bepflanzte Sicker-, Filter- und Absetzbecken wie dezentrale Kleinstkläranlagen.

Deutschland: Viele Projekte in unterschiedlichen Stadien und Dimensionen

In Deutschland ist Hamburg ein prominentes Beispiel. In der Hansestadt konnten nach Angaben des Wasserversorgungsunternehmens Hamburg Wasser in den letzten Jahren zum Beispiel Neubaugebiete geschaffen werden, in denen das Regenwasser fast komplett abgekoppelt ist von der Kanalisation. Münster, Berlin, München, Ludwigsburg, Leipzig – auch vielen andere Städte haben schon unterschiedlich umfangreiche Schwammstadt-Projekte realisiert. Zahlreiche weitere sind – oft wissenschaftlich begleitet – in Planung und Durchführung. Und das auch in interkommunaler Vernetzung: In der Zukunftsinitiative Klima.Werk arbeiten 16 Städte entlang der Emscher, einem Nebenfluss des Rheins, zusammen mit dem Wasserwirtschaftsverband Emschergenossenschaft gemeinsam an der blau-grünen Transformation.

Rechtlicher Rahmen noch verbesserungsfähig

Juristisch sind entsprechende Projekte auf der Grundlage des geltenden Rechts bereits heute möglich. Das Abwasserrecht des Wasserhaushaltsgesetzes und der Landeswassergesetze sowie das Baugesetzbuch erkennen der dezentralen Niederschlagswasserbewirtschaftung Priorität zu. „Der rechtliche Rahmen muss aber noch weiter im Sinne einer wasserbewussten Zukunftsstadt optimiert werden“, so Johannes Lohaus, Sprecher der Bundesgeschäftsführung der Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall (DWA). Unter anderem müsse im Wasserhaushaltsgesetz ein klarer gesetzlicher Auftrag zur Entwicklung der dezentralen Niederschlagsbewirtschaftung normiert werden. Ergänzend sollten die Bundesländer wasserrechtlich Möglichkeiten der Entgelt- oder Gebühren(mit)finanzierung des Starkregenrisikomanagements schaffen. Diese Möglichkeit sehen die Landesgesetze nach Einschätzung des DWA-Experten derzeit noch nicht ausreichend vor.

Wasserbewusste Städte – ein Kernthema der IFAT Munich 2022

Die wasserwirtschaftliche Anpassung von Städten und Gemeinden an den Klimawandel ist eines der Kernthemen der Weltleitmesse für Wasser, Abwasser-, Abfall- und Rohstoffwirtschaft IFAT Munich 2022. So werden Partnerinstitutionen der Messe zum Thema Sponge City Veranstaltungen organisieren. Dazu gehören das Bayerische Umweltministerium, die DWA und die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU). Zusätzlich plant der Verband kommunaler Unternehmen (VKU), bei Messe-Touren gezielt Lösungen zu Starkregen und Überflutungsvorsorge zu präsentieren. Zu den Themen der weltgrößten Umwelttechonologiemesse!


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